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VON BETONKÖPFEN UND WITZBOLDEN

Christian Voigt, 2.5.2016
Beitrag im Buch "Mit Luther und Melanchthon unterwegs in Herzberg"

Vor gut 100 Jahren trug es sich im beschaulichen Städtchen Herzberg am Flusse Schwarze Elster zu, dass Witzbolde einen Betonkopf aus Bronze an die Fassade eines Schulgebäudes pappten. Der Betonkopf hatte Ähnlichkeit mit historischen Darstellungen des Reformators Philipp Melanchthon. Dies war offenbar auch so gewollt. Denn dieser weltberühmte Reformator hielt sich im Jahr 1538 in jenem beschaulichen Städtchen auf. Vermutlich wegen mangelnder Freizeitangebote aufgrund des strengen Winters schaffte es Melanchthon in den wenigen Tagen seines Herzbergaufenthaltes, der dortigen Bildungseinrichtung eine neue Schulordnung zu basteln. Diese Herzberger Schulordnung war so toll, dass sie dann deutschlandweit von anderen Städten plagiiert wurde. Wir wissen nicht, ob Melanchthon so wie die heutigen Schüler an die frische Luft musste, um die Klassenräume zu wechseln oder ob er es tat, um auf dem Plumpsklo mit Blick auf eine stattliche Kirche für Erleichterung zu sorgen.

Die Historie vom Betonkopf an der Fassade bzw. der Anlass für diese Historie führte im Jahr 2012 jedenfalls dazu, dass drei andere Witzbolde Namens Meier, Pflaume und Voigt es gar nicht witzig fanden, als der Landkreis Elbe-Elster verkündete, das Gymnasium, das den Namen des Schulordnungsschreibers trägt, aus der Nachbarschaft der stattlichen Kirche zu verbannen. Die Lernbedingungen seien so schlecht. So schlecht sogar, dass das betreffende Gymnasium im 2015 das Abitur mit der besten Durchschnittsnote im Land Brandenburg ablegte.

Bis heute ist ungeklärt, wer es wagte, dem Betonkopf ein Protestbanner für den Verbleib der Schüler in der Stadtmitte umzuhängen. Geklärt ist aber, dass weder der Betonkopf am Gebäude noch der Name des Gymnasiums 29 Kreistagsmitglieder aufhalten konnten, Geschichte oder besser gesagt das Ende der Geschichte des über 600 Jahre alten Schulstandortes zu schreiben.


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